Neulich auf Burg Windgeheul

Sogleich rief er aufgeregt das hübsche Burgfräulein Diethild, sie möge doch auch ein Auge auf das alte Gemälde werfen. Er zweifle schon an seinem Verstand. Diethild kam mit wehenden Röcken samt Kammerzofe herangeeilt, riss ihre Augen weit auf und starrte gebannt auf das Gemälde. “Ja, lieber Vater, da bewegt sich tatsächlich etwas!” rief sie erschrocken. “Was hat meine Urgroßmutter denn da gemalt?”. Nun schlug die Zofe vor, den Küchenmeister mit seinem Gehilfen zu holen, der bekannt für seinen scharfen Blick war. Nun ja, mittlerweile waren es schon 6 Augen, die etwas Merkwürdiges auf dem Gemälde beobachtet hatten.
Noch mit der Suppenkelle in der Hand, erschien der Küchenmeister und rief entsetzt: “Das ist so gruselig! Es bewegt sich tatsächlich! Wieso haben wir das die ganzen Jahre nie bemerkt? Lasst uns den Jagdmeister mit seinem Jagdhund rufen. Er kann sicherlich mehr herausfinden.”.
Der Jagdmeister Egelward ließ seinen an der Leine ziehenden Hund Eike am Gemälde schnüffeln. Eike schnüffelte oben und Eike schnüffelte unten am Bildrand. Alle Anwesenden standen gespannt auf den Treppenstufen, hielten die Luft an, als Eike plötzlich begann, den unteren linken Rand des Bildes abzuschlecken.
Jagdmeister Egelward zog Eike ruckartig zurück und begann sich beim Burgtvogt Gundermann in aller Form zu entschuldigen. Aber es war schon zu spät. Die Stelle, an der sich bis eben noch etwas bewegt hatte, war nun weiß und blitzeblank. Nichts war mehr zu sehen. Nicht der kleinste Klecks. Alle hielten ihre Münder offen.
Es war totenstill im Treppenhaus der Burg. Nur Eike leckte sich zufrieden sein Jagdhundmaul während er sich auf einer Treppenstufe unter dem Gemälde ablegte. Über seinem Kopf fielen die Blicke der Sprachlosen auf ein kleines Schild mit der Aufschrift: